SPEZIALBERICHT

DIE GRÜNDERVÄTER:

Nordpol und Südpol - aber eine Erde! (P.Pabisch)

George Peters und Peter Pabisch blicken mit großer Genugtuung auf die 25-jähige Geschichte der Deutschen Sommerchue zurück. Dass sich diese beiden grundverschiedenen Menschen 1975 zusammenschlossen und die Projekt-planung begannen, kann nur als Glücks-all bezeichnet werden. Zwar gab es über die Jahre hin und wieder Differenzen, doch ist es gerade diese konstruktive Spanung, welche der Schule ihr besoneres Flair gegeben hat. In gewissem Sinne gelang es den beiden, sich auf ideale Weise zu ergänzen:

Während Peter mehr der Visionär war, der sich auch um die materiellen Grundlagen (Sponsoren) kümmerte, blieb George stets eher der Pragmatiker, der sich, wie er selbst meint, um die “kleinen Dinge” kümmerte und pädagogische Modelle ausarbeitete (u.a. das Magister-programm seit Beginn der 80er Jahre).

Beiden ging es von Anfang an darum, einen Freiraum zu schaffen, in dem ein kreativer und praxisbezogener Unterricht möglich wäre. Peter , der früher in der Lehrerausbildung tätig war und selbst in Wien eine sehr moderne Ausbildung genossen hatte, ging es mehr als nur um steriles Buchwissen: “Konkrete Erfahrungen und zwischenmenschliche Beziehungen” sollten die Lehre lebendig machen. Und auch George , der ab seinem 15. Lebensjahr Erfahrungen an der Sommerschule seines Vaters gesammelt hatte, wollte vor allem eine “gute und spannende Lehre” verwirklichen. Die Gründungszeit der Sommerschule fiel zeitlich mit der Krisenzeit der amerikanischen Germanistik zusammen: Seit den frühen 70er Jahren sind die Studentenzahlen rückläufig. Umso beachtlicher die Leistung der beiden Direktoren, deren Sommerschule sich über die Jahre als ein herausragendes Modell für inter-kulturellen Unterricht bewährt hat.

Das Programm der Sommerschule ist eine Kombination von Modernem und Bewährtem: Einerseits kommen hier verschiedene Lehransätze zusammen, um Germanic Studies innerhalb des amerikanischen Kontextes interessant und aktuell zu gestalten; andererseits verlässt man sich auf bewährte Elemente wie den Grundkurs und die Goethe-Prüfungen. Das alles findet in einem familiären Rahmen statt, der das Gemeinschaftsgefühl stärkt, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kulturen fördert und ganz nebenbei - sehr wichtig! - auch noch einen Riesenspaß bereitet.

Nachdem George und Peter zu Beginn die Schule gemeinsam leiteten, begannen sie ab ca. 1982/83, sich die Arbeit zu teilen. Fortan leiteten sie das Programm abwechselnd, was ihnen mehr Zeit verschaffte, sich neben der Lehre auch um die Forschung zu kümmern.

Die größten Herausforderungen der Zukunft sehen sowohl Peter als auch George darin, das Programm weiterhin attraktiv zu gestalten und dabei einen erweiterten Kreis von Interessenten anzusprechen. Der amerikanische Markt hat sich geändert, die Zahl der Studenten nimmt weiter ab - um am Ball zu bleiben, muss Germanic Studies auf die veränderte Situation eingehen und neue Wege und interdisziplinäre Ansätze finden. Ein erster Schritt ist mit dem Programm für Englischlehrer in deutsch-sprachigen Ländern bereits erfolgt. So steht man vor dem Aufgabe, den Haupt-aspekt Germanistik “unverwässert” (P. Pabisch) zu erhalten, zugleich jedoch alle Möglichkeiten für Verbindungen zu anderen Institututen offenzuhalten.

Weiterhin ist auch in Zukunft wichtig, Helfer und Sponsoren zu finden. Denn von den immensen Kosten des Sommerprogramms mussten bisher nur ca. 50% von den Studenten selbst bezahlt werden. Der Rest wurde von Institutionen und Gönnern (wie UNM, Goethe-Institut, Österreichisches Kultur-institut, Max Kahde Stiftung, AATG) erbracht.

Die Deutsche Sommerschule steht vor einer weiteren großen Herausforderung. Nach diesem Jahr vollzieht sich auch hier der Generationswechsel: Die Gründerväter ziehen sich allmählich aus dem Geschäft zurück und betrauen jüngere Kollegen mit der Fortsetzung des Projektes. Heißt das, dass wir nun Abschied nehmen müssen von George Peters und Peter Pabisch? ... Nun, das wohl nicht. Denn wer so viel Zeit, Energie und Liebe in ein Projekt gesteckt hat, kann sich nicht einfach komplett davon zurückziehen. George ist zwar entschlossen, sich aus der Programmleitung zu verabschieden, doch würde er sich freuen, auch in Zukunft als Lehrer kommen zu können. Peter, für den, wie er selbst sagt, die Sommerschule ganz unerwartet so etwas wie eine kleine Lebensaufgabe geworden ist, sieht die Dinge ähnlich. Natürlich wird er weiterhin am Programm beteiligt sein, um dafür zu sorgen, dass der Übergang reibungslos vonstatten läuft - die Katze lässt nun einmal das Mausen nicht! - doch auch er wünscht den Nachfolgern alles Gute.

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